Wie viel Kontakt mit der Zielsprache: Wie Babys und Kleinkinder ihre Sprachfertigkeit erreichen
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Wie viel Sprachkontakt braucht ein Baby oder Kleinkind, um in einem mehrsprachigen Kontext flüssig zu werden?
Wenn es um zwei- oder dreisprachige Erziehung geht, kommt fast sofort die Frage auf: Wie viel Kontakt mit der Zielsprache braucht ein Baby oder Kleinkind wirklich? Wir wollen uns also näher mit der Sprachexposition vom Säuglingsalter an befassen und herausfinden, wie viel Exposition ein Baby oder Kleinkind braucht, um die Zielsprache in einem mehrsprachigen Kontext fließend zu beherrschen.
Babys und Kleinkinder sind faszinierende kleine Sprachschwämme, und die Forschung hier wird wirklich interessant!
Spracherwerb im Säuglings- und Kleinkindalter
Von der Geburt bis zum Alter von etwa 3 Jahren befinden sich Kinder aufgrund der kritischen Phase der Hirnplastizität in einem optimalen Zeitfenster für den Spracherwerb. In dieser Phase sind ihre Gehirne so verdrahtet, dass sie sprachliche Muster mit bemerkenswerter Effizienz erkennen und verinnerlichen. In einer mehrsprachigen Umgebung, in der ein Kind zwei oder mehr Sprachen gleichzeitig lernt, hängt der Umfang des Spracherwerbs, der notwendig ist, um die Zielsprache fließend zu beherrschen, stark davon ab, wie der Input verteilt ist, wie konsistent er ist und wie gut die Interaktion ist.
Schlüsselfaktoren für die mehrsprachige Exposition
Prozentualer Anteil des Inputs: Studien zeigen, dass der Anteil der Zeit, die in jeder Sprache verbracht wird, ein wichtiger Prädiktor für die Sprachbeherrschung ist. Forschungen von De Houwer (2007) und anderen legen nahe, dass ein Kind mindestens 20-25 % seiner wachen Zeit ab dem Säuglingsalter durchgängig in dieser Sprache verbringen muss, um eine Sprache fließend zu beherrschen. Unterhalb dieser Schwelle nimmt die Sprachkompetenz stark ab - man denke eher an das Grundverständnis als an die fließende Beherrschung der Sprache.
Bei den Wachzeiten eines Babys/Kleinkindes (12-14 Stunden/Tag) entspricht ein Anteil von 20-25 % 2,5-3,5 Stunden täglich pro Sprache. In einer zweisprachigen Einrichtung ist eine Aufteilung von 50/50 (6-7 Stunden pro Sprache) ideal, aber selten; eine Aufteilung von 70/30 (9 Stunden vs. 4 Stunden) ist üblicher und immer noch effektiv für das Beherrschen beider Sprachen.
Kumulative Stunden: Im Alter von 3 Jahren ist ein Kind insgesamt etwa 15.000-20.000 Stunden wach gewesen. Um bis zum Ende des Kleinkindalters eine muttersprachliche Gewandtheit in einer Zielsprache zu erreichen, benötigen sie 4.000 bis 6.000 Stunden, in denen sie dieser Sprache ausgesetzt sind (basierend auf Studien zum bilingualen Erwerb wie denen von Pearson et al., 1997). In einem mehrsprachigen Kontext bedeutet dies, dass die Stunden auf die verschiedenen Sprachen verteilt werden müssen, ohne dass eine Sprache zu sehr verwässert wird.
Qualität vor Quantität: Babys und Kleinkinder lernen am besten durch lebendigen, interaktiven Input - wenn die Bezugspersonenmit ihnen sprechen, singen oder spielen - und nicht durch passiven Kontakt wie Fernsehen oder Hintergrundgespräche. Eine bahnbrechende Studie von Kuhl et al. (2003) zeigte, dass 12 Stunden persönliche Interaktion mit Muttersprachlern über einen Monat (etwa 20 Minuten pro Tag) 9 Monate alten Kindern half, die phonetische Unterscheidung in einer zweiten Sprache zu behalten, während passive Audioaufnahmen dies nicht taten. Um flüssiges Sprechen zu erreichen, muss diese Interaktion über Jahre hinweg erheblich gesteigert werden.
Mehrsprachige Kontexte: Wie viel Exposition?
In einem mehrsprachigen Umfeld (z. B. in einem dreisprachigen Haushalt oder bei zweisprachigen Eltern mit einer Gemeinschaftssprache) konkurriert der Anteil der Zielsprache oft mit anderen Sprachen. Das legt die Forschung nahe:
Zweisprachige Benchmark: In zweisprachigen Elternhäusern können Kinder, die von Geburt an 30-40 % der Zeit (4-6 Stunden/Tag) einer "Minderheitensprache" (z. B. von einem Elternteil gesprochen) ausgesetzt sind, bis zum Alter von 4-5 Jahren eine fließende Sprache erreichen, die der Mehrheitssprache entspricht, wenn sie sozial verstärkt wird (z. B. Hoff et al., 2012). Dies entspricht 1.500-2.000 Stunden pro Jahr bzw. 6.000-8.000 Stunden im Alter von 4 Jahren.
Dreisprachige Herausforderung: Bei drei Sprachen wird die Aufteilung schwieriger. Wenn die Exposition gleichmäßig aufgeteilt ist (33 % pro Sprache bzw. ~ 4 Stunden/Tag/Sprache), ist fließendes Sprechen im Alter von 5-6 Jahren immer noch möglich, aber nur in konsistenten, unterschiedlichen Kontexten (z. B. eine Sprache pro Elternteil, eine in der Kindertagesstätte). Studien wie die von Quay (2011) an dreisprachigen Kleinkindern zeigen, dass ein Unterschreiten von 20 % Exposition pro Sprache (z. B. 2-3 Stunden/Tag) oft zu rezeptiven Fähigkeiten (Verstehen), aber nicht zu produktiver Sprachbeherrschung (Sprechen) führt, sofern diese nicht später gesteigert wird.
Beispiel aus der realen Welt: Ein Kind mit einer Spanisch sprechenden Mutter, einem Englisch sprechenden Vater und einer französischen Kindertagesstätte könnte täglich 4 Stunden Spanisch (30 %), 4 Stunden Englisch (30 %) und 5 Stunden Französisch (40 %) erhalten. Im Alter von 3 Jahren sind das ~ 4.000 Stunden pro Sprache - genug, um alle drei Sprachen fließend zu beherrschen, auch wenn eine davon ohne gleiche Ausgabemöglichkeiten etwas zurückbleiben könnte.
Meilensteine und Sprachgewandtheit
Ich habe hier ausführlicher darüber geschrieben.
6-12 Monate: Babys beginnen, die Phoneme ihrer Sprachen zu unterscheiden. Wenn sie 2-3 Stunden am Tag eine Zielsprache hören, sprechen sie deren Muster nach.
1-2 Jahre: Der Wortschatz explodiert (50-200 Wörter pro Sprache), wenn der Kontakt interaktiv ist. Bei 3-4 Stunden pro Tag können sie im Alter von 2 Jahren einfache Sätze in der Zielsprache bilden.
2-3 Jahre: Die Grammatik entwickelt sich. Mit 4-6 Stunden pro Tag erreichen sie die Sprachfertigkeit von Kleinkindern - kurze, klare Sätze und gutes Verständnis - und können mit einsprachigen Gleichaltrigen in dieser Sprache mithalten.
Grenzwerte und Variabilität
Mindestschwelle: Bei einer Exposition von weniger als 20 % (~2 Stunden/Tag) ist ein flüssiges Sprechen im Alter von 3-5 Jahren ohne spätere Intervention unwahrscheinlich. Das Kind könnte verstehen, aber nicht flüssig sprechen.
Individuelle Unterschiede: Manche Kinder brauchen aufgrund ihrer hohen sprachlichen Sensibilität weniger Zeit, andere brauchen mehr, wenn sie durch mehrere Sprachen oder inkonsistenten Input abgelenkt werden.
Code-Switching: In mehrsprachigen Umgebungen mischen Kleinkinder oft schon früh die Sprachen, was sich jedoch bei ausreichendem Kontakt (z. B. 30 %+) mit jeder Sprache bis zum Alter von 4-5 Jahren legt.
Praktische Tipps
Damit ein Baby oder Kleinkind in einem mehrsprachigen Umfeld bis zum Alter von 3 bis 5 Jahren eine Zielsprache fließend beherrscht:
Angestrebt werden 3 bis 5 Stunden pro Tag interaktiver Kontakt (z. B. Sprechen, Lesen, Spielen) von Geburt an, insgesamt 4.000 bis 6.000 Stunden.
Bleiben Sie konsequent - zufällige Ausbrüche reichen nicht aus.
Trennen Sie die Sprachen nach Personen oder Kontexten (z. B. "ein Elternteil, eine Sprache"), um Verwechslungen zu vermeiden und genügend Stunden pro Sprache zu gewährleisten.
Dadurch werden sie auf eine muttersprachliche Sprachkompetenz vorbereitet, auch wenn in einer dreisprachigen Umgebung eine Sprache möglicherweise etwas schwächer bleibt, wenn sie nicht später verstärkt wird.
Sie sehen, ein Kind mit mehr als einer Sprache großzuziehen ist kein Sprint - es erfordert Jahre der Hingabe und des konsequenten Einsatzes. Es ist sicherlich machbar, aber wie Sie an den Zahlen sehen können, sollten Sie einen langen Atem haben und einen langen, stetigen Weg einplanen!